Einstieg
Vorwort zu "Katrins Story"Fit trotz-mit-nach Corona
Als die Redaktion von #sportehrenamt Katrins Geschichte erzählen wollte, waren Hallen und Plätze zu. Doch die Öffnung für den Sport deutete sich zaghaft an.
Als gemeinsamer Sport plötzlich wieder möglich war, fuhr unser Fotograf/Texterin-Team ganz kurz darauf zum Merscheider Turnverein. Und erlebte eine Vereinsvorsitzende, die sich während des Corona-Lockdowns so gut vorbereitet hatte, dass sie die Öffnung genießen konnte - gemeinsam mit ihren Sportler*innen.
Ehrenamtlerin des Monats
Ehrenamtlerin des Monats Mai"Wir sind bestens vorbereitet"Katrin Dültgen, 1. Vorsitzende des Merscheider Turnvereins
Eigenschaften, wegen derer sie zur Ehrenamtlerin des Monats Mai ernannt wurde - und denen sie in den vergangenen Wochen mehr als gerecht wurde.
Der Lockdown und sein Ende
Virtuelles Training
Katrin und Volker beim Wischmop-Workout - zu sehen war das Video auf der Seite www.sportdeutschland.tv. Vier Wochen später standen sie wieder live und in Farbe auf dem Platz.
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Das Wischmop-WorkoutSport für Menschen
Aber schöner ist es auf dem Platz: Sofort am Montag, als gemeinsamer Sport wieder möglich war, traf sich Katrins Gruppe in voller Stärke zum Fitnesstraining.
Wie Katrin das Schiff durch den Lockdown gesteuert hat
"Wir haben ohnehin schnell Kanäle gesucht, um mit den Mitgliedern in Kontakt zu bleiben." Eine kleine, empathische Idee: Die älteren Mitglieder, die kein E-Mail haben, durchzutelefonieren. Sich bei ihnen zu melden, zu fragen, ob alles okay ist. "Meine Mutter hat auch so einen Anruf bekommen. Sie wusste gar nicht genau, wer dran war, hat sich aber über den freundlichen jungen Mann sehr gefreut", schmunzelt Katrin. Verein als Community - auch in Krisenzeiten.
Außerdem wurde gebaut und gewerkelt: Die Außenanlage hat neue Spielgeräte bekommen, anderes wurde repariert. Die Übungsleiter*innen wurden früh gefragt: Wenn es wieder losgeht, was kannst Du anbieten? Was können wir machen? "Verein ist Demokratie, Gleichberechtigung und soziales Miteinander. Das zahlt sich in solchen Zeiten aus."
Familiengeschichten
Familiäre Fußstapfen It´s a family affair
Familiäre Fußstapfen It´s a family affair
Vorsitzende*r zu sein scheint eine Familienangelegenheit zu sein. "Das ist natürlich das, worauf sich die Leute stürzen, wenn ich das erzähle", meint Katrin. "Aber die Entscheidung war alles andere als leicht."
Familientradition
Natürlich wuchs die kleine Katrin in den Verein hinein. Viele Sportarten hat sie ausprobiert, bei sämtlichen Veranstaltungen und Festen war sie dabei. Zum Sportstudium ging sie nach Köln und kam Jahre später als Sportlehrerin, Psychologin und Mutter nach Solingen zurück. Wieder war der Verein da. Sie wurde Kinderturnwartin und belebte mit ihren neuen Ideen die Abteilung neu. Dann baute sie die Badminton-Abteilung wieder auf. Dann trat sie in den Vorstand ein. Und ab da wurde es behäbig.
"Alte Köppe verändern nichts", dachte sie, und "entweder ich steige ganz aus dem Verein aus oder ich frage Leute, ob sie mitmachen wollen, neue Leute ohne den ganzen Traditionskram."
Katrin entschied sich für Zweiteres. Mit ihrem Team, das sie 2014 zusammengestellt hatte, hat sie sich freigeschwommen. "Es hat gedauert, zu verstehen, warum ich tatsächlich den Vorsitz übernehme. Am Ende war es mein Wunsch. Ich habe den Vorsitz nicht übernommen, weil ich es muss. Aber trotzdem bin ich natürlich von der Familie geprägt."
Für manche Mitglieder war der Abschied von der alten Dültgen´schen Kontinuität nicht leicht. Katrin erzählt eine Anekdote, eigentlich eine Kleinigkeit: "Zum Volkstrauertag kam jedes Jahr ein Kranz, wir wussten eigentlich gar nicht warum und von wem. Plötzlich blieb der Kranz aus. Uns war das nicht wichtig. Aber wir haben richtig Ärger bekommen, weil wir mit dieser Tradition brechen!"
Solinger Frauen als Vorbild
Übrigens: Dass sie eine Frau im Vorstand ist, ist für Katrin weniger Thema als für viele Menschen um sie herum. Wie ist das so, eine weibliche Vorsitzende zu sein? "Es motiviert mich schon", meint sie. "Ich bin Vorbild. Das wird mir erst so langsam klar, aber Vorbilder sind wichtig zur Ermunterung. Ich selbst habe mich nie bewusst gefragt, ob es wohl Vorbilder für mich gibt. Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass ich ein weibliches Vorbild in Solingen habe: eine grande dame, Bürgermeisterin, Vorstandsvorsitzende, die mich sehr beeinflusst hat."
Verantwortung im Verein und im Leben
"Dinge gestalten und weiterentwickeln muss man nicht alleine tun"
Gesellschaftliches Engagement ist findet sie selbstverständlich. In der Flüchtlingskrise 2015 ist der Merscheider TV schnell in die Arbeit mit Geflüchteten eingestiegen. Auch seinen älteren Mitgliedern macht der Verein viele Angebote.
Seit einigen Monaten engagiert sich Katrin in einer weiteren Organisation. Zunächst war sie dankbar, keine Aufgaben zu haben, "nur zuzuhören". Als es dann aber an ein bestimmtes Thema ging, mit dem sie sich auskennt, hat sie sich doch wieder gemeldet. "Ich gehe automatisch in die Verantwortungsrolle. Wenn ich meine, ich kann etwas, möchte ich das auch anwenden. Ich will keine Macht, ich will keinen Posten. Ich möchte gerne mitgestalten."
Wie und wo auch immer: Sport und Bewegung begleiten Katrin ihr ganzes Leben hindurch. "Das ist einfach ein großer und wertvoller Bestandteil in meinem Leben. Es macht mir Freude, ich liebe und brauche es."
Credits
Credits
Bei der Produktion wurden alle Abstandsregeln penibel eingehalten ;-)
Herzlichen Dank an Katrin Dültgen für die Zusammenarbeit!
Fotos: Mark Hermenau
Text: Nicole Jakobs
Die "Ehrenamtlerin des Monats" ist ein Projekt im Rahmen der Initiative Ehrenamt des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen in Kooperation mit WestLotto und gefördert durch die Staatskanzlei NRW. Mehr Informationen zur Initiative finden Sie auf www.sportehrenamt.nrw.